Resilienz = Spielraum,Vertrauen, Informationsfluss und das Pfeifen auf Buzzwords……

Jedes Jahr hat seine Themen. … Oder seine Sau, die durchs Dorf getrieben wird, damit man im Gespräch bleibt. Könnte man meinen. Betrachtet man die letzten drei Jahre so waren es die Schlagworte: Resilienz, Agilität und Digital.

Jedes dieser Schlagworte wurde und wird immer noch in inflationärer Cargoglauben-Manier bedient, verwurstet, vermissioniert und in allen möglichen Videos, Powerpoints und Dialogen missbraucht. Was wunderts, wenn es die Entscheider auf den verschiedensten Ebenen einfach nicht mehr hören können.

Die Resilienz ist ein solcher Kandidat!

Viren, unterbrochene Lieferketten, neu aufgezwungene Wege des Geld Verdienens und mehr oder weniger durchschlagende Eingriffe des Staates haben eines gezeigt. Es gibt Unternehmen, die haben es ausgehalten (waren also scheinbar resilient) und andere hat das Virus hinweggerafft. Dieses Schlagwort scheint also wirklich Bedeutung in sich zu tragen. Die Fähigkeit zu Erkennen, zu Bewältigen, zu Lernen und zu Überstehen (ergo Resilienz) hat einem Cargoglauben (dem der Effizienz- und Bestpractice-Gläubigkeit) kräftig zugesetzt, dem das man mit Best Practice und Effizienz alles schafft.

Eines kann mit Sicherheit gesagt werden, jemand der starr gecodet und verzurrt in Best Practice und Effizienzgläubigkeit vor dieser total neuen Situation stand, hatte es sicher schwerer als jene, die sich nach folgenden Prinzipien verhalten haben:

  1. Je eher eine Gefahr an der Front erkannt wird, desto besser

  2. Je mehr Vertrauen man in die Fähigkeiten der Frontorganisation hatte, desto eher handelte auch die Front zumeist eigenständig, aber im Sinne des Auftrages, und verhinderte damit Schlimmeres

  3. Je besser der Informationsfluss von der Front nach hinten funktionierte, desto schneller konnte man sich an die neue Situation anpassen

  4. Je klarer für alle im Unternehmen war, wofür man sich tagtäglich anstrengte (sein “Nord” also im Blick hatte), desto schneller konnte man also Hindernisse so umschiffen, dass man wohl auf die neue Situation ausgerichtet war, aber seinen Kurs nicht aufgeben musste.

Es war also das Zusammenspiel von

  • Sich einem Ziel verpflichtet fühlen

  • den sinngemässen Entscheiden in der bedrohlichen Situation selbst
    (statt der “ich hab alles korrekt gemacht-Muster”)

  • dem Vertrauen in das eigene Handeln, Vertrauen in das Handeln und Entscheiden der anderen

  • der Klarheit über den eigenen Handlungsspielraum, der Sicherheit des Supports von Aussen, Oben etc.

  • dem schnellem Austausch von Informationen und noch schnellerem Lernen nach jeder neuen Situation


Genau diese Organisationen haben überlebt, während sich andernorts die Verfechter und Entscheider der best Practice zu Tode eskaliert, gemeetet und gesign-offed haben. Nebst all dem anderen digitalen Gedöns, dass sie noch durchzukauen hatten.

Just aber das “Prinzip” und den “Nutzen” des Digitalen zu verstehen, um als Führungskraft wieder wirksam zu werden, steigert sowohl die Resilienz von Organisationen als auch die Wirksamkeit der Führungskraft selbst:

Digitale Instrumente einsetzen kann auch bedeuten:

  • Informationen schneller zu erfassen und weiterzuleiten

  • Entscheide gezielt zu lenken und damit Zeit zu gewinnen

  • Informationsüberlastung und Fehlentscheide zu vermeiden

  • Auf Basis klarer Lagebilder zu führen, statt im Sekundentakt entscheiden zu müssen.

Demnach beantwortet ein Entscheider für sich also im Rahmen der D-Frage auch folgende Fragen:

  1. Wie muss ich meine Frontorganisation befähigen, selbst zu entscheiden, statt die Entscheidungslinien mit Fragen, Meetings und Signoffs unnötig zu überlasten

  2. Wie sind die Entscheidungsebenen auszustatten, dass sie in der Lage sind

    1. mit einem für alle verständlichen Lagebild

    2. in einem für alle nachvollziehbaren Vokabular

    3. mit dem schnellstmöglichen Weg des Informationsaustauschs

      1. zu entscheiden

      2. zu handeln

      3. zu lernen

  3. Wer muss also innerhalb der Organisation mit Hilfe digitaler Technologien

    1. von welchen Informationen entlastet

    2. frisch versorgt

    3. zum Handeln befähigt werden

  4. Damit alle darin betroffenen für sich das Entwickeln können, was die Grundvoraussetzung von Resilienz ist:

    1. Die Sicherheit und das Vertrauen eine Situation

      1. Frühzeitig zu erkennen

      2. Die Situation bewältigen zu können

      3. zu wissen, dass man Neues auch schon früher geschafft hat, ergo es auch unter neuen Umständen schaffen kann

      4. weil alle an einem Strick ziehen

Würden sich also die Technologie-, Digitalisierungs- und Agility-Apologeten mehr darum kümmern, wozu ihr jeweiliges Schlagwort eingesetzt wird, statt selbiges wie ein sinnentleertes Sutra zu rezitieren, wäre wahrscheinlich allen mehr geholfen.

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Warum “Digitale Technologien” beim Entscheiden hinderlich sind