Warum “Digitale Technologien” beim Entscheiden hinderlich sind
Aus der Sicht derer, die in der Welt des “Datadriven Managements” sind, Workflows und Systeme erstellen, die zum Erteilen von Aufgaben, zum Absegnen und Freigeben von Transaktionen und zum Dokumentieren von Entscheiden dienen, gibt es wohl keine perfektere Welt.
Ein “Klick” und alles geht seine Wege. Mit nur einem “Klick” hat man seinen Verantwortungsbereich im Griff, mit einem weiteren kann man nachweisen, das man alles korrekt gemacht hat, mit einem weiteren, das man zurück bis zum “Sanktnimmerleinstag” jedem (auch Auditoren) zeigen kann, wie sauber man gearbeitet hat….
Nehmen wir nun einmal an, dass mit der steigenden Informationsflut und der steigenden Veränderungsfrequenz innerhalb der anfallenden Informationen, für jeden einzelnen sich die obige Klickerei vervielfacht. Wird dadurch das Unternehmen leistungsfähiger, resilienter und in seinem Standing besser?
Ein Schelm ist wohl der, der selbiges denkt. Fakt ist, ginge es nach den Wunschvorstellungen derer, die Entscheidungen unterstützen wollen, so würden Entscheider aller Ebenen wohl eher zu “Klick-Zombies” und “Signoff-Cyborgs” degenerieren, denn wirkliche Entscheider sein. Warum: Weil man Sie für alles und jedes hinter Tablet, Bildschirm und Rechner fesselt, statt ihnen die Zeit für das zu geben, was man Entscheiden nennt.
Betrachten wir nun einmal die “Kräfte” und Mechanismen, welche direkt mit dem Entscheid verbunden sind:
Zu allererst bedeutet es vor allem eines. Zu wissen, was, wann (Standardsituation oder Notfallszenario), von wem alleine, gemeinsam innerhalb eines Teams entschieden werden kann, bzw. welche minimalen Ausgangsvoraussetzungen zum Entscheid vorhanden sein müssen.
Das wiederum zeigt schon in vielen Fällen auf, dass viele IT-Systeme entweder nur fragmentiert, das unterstützen, was wirklich erforderlich ist. Sollte einiges davon der Fall sein, so ist wohl eher anzunehmen, dass all die kleinen Mosaiksteinchen zum Entscheid an derart vielen verschiedenen Systemen und Datentöpfen zu suchen sind, dass sie eher behindernd, denn unterstützend wirken werden.
Will man also Führungskräfte im “digitalen Sturm” beim Entscheiden unterstützen, so wird man sich nicht nur der Anforderungen befleissigen, sondern auch der Situation, in der sich der Entscheider findet:
Letztendlich hilft aber eine Erkenntnis massiv. Entscheiden ist nicht “Klicken”
Für den Entscheid selbst gibt es spezifische Aktivitäten, die immer wieder anfallen. Wenn man sich also nicht in die Entscheidungssituation selbst “hineinfühlt”, wird man auch nie wirklich so unterstützend wirken können, wie man es sich selbst bisweilen vorstellen mag. Was aber nützen digitale Systeme, die nicht berücksichtigen, wie und warum sie von einem Entscheider wirklich genutzt werden (also oft weit weg von all den Pitches, Wunschträumen und Marketingbroschüren, die dazu existieren)
Welche Konsequenz hat nun das Ganze für Unternehmen, welche sich nun auf Kunden einstellen müssen, welche vieles “digital recherchieren”, noch mehr “digital validieren für den Entscheid vorbereiten”, weit weniger als früher von Anbietern in ihren Entschieden beeinflusst werden können. Danach aber Ihre Entscheide klar und deutlich mit einem finalen “Klick” dokumentieren.
Es bedeutet, dass die Signale von Aussen nicht nur diffuser, sondern auch in ihrer Menge mehr werden, daher öfter, in unklarem Kontext mit noch mehr Unsicherheit entschieden und daher auch entsprechend öfter nach “Fehlentscheiden” nachjustiert werden muss. Es wird nicht einfacher. Für keinen Entscheider, auf keiner Entscheidungsebene.
Würde es daher nicht zielführend sein, sich vor einer Anpassung von Geschäftsmodell, Betriebsmodell und Technologieausstattung zuerst einmal sein eigenes Unternehmen im Kontext zu Markt und Wirtschaftsumfeld durchzudenken, statt mit dem Errichten spektakulärer Leuchttürme die Situation noch komplexer zu machen ?
Folgeblog: Digitale Resilienz, Entscheidung und Führung - Was sind die Erfolgsvoraussetzungen?