Entscheiden 4.0 oder die Grenzen des Datadriven Management

Wissen Sie warum ich so wenig vom Datadriven Management halte? Bis ich all die Daten auf dem Tisch habe, um rauszufinden, was gut oder weniger gut ist, haben mich meine Mitarbeiter längst informiert. Die wissen, längstens worauf sie achten müssen!

In der Tat erscheint mir derzeit der Kult rund um das Datadriven Management insofern etwas paradoxal, weil das Lostreten eines derartigen Projekts mindestens drei Erfolgsfaktoren erfüllen müsste, um wirklich nachhaltigen Nutzen zu bringen:

1. Es müsste jemanden geben, der gezielt sagen kann, welche Muster, Datenbestände und Fragestellungen überhaupt einem Entscheid unterzogen werden sollten

2. Es müsste jemanden geben, der in der Lage ist, auf Basis der vorgegebenen Muster, diese sprichwörtlichen “Nadeln” im Heuhaufen zu suchen

3. Müsste schon vorab festgelegt werden, wo und von wem, welche Entscheidungen auf Basis dieser immer neu erhobenen Fragestellungen fallen.


Die vielgerühmte “Agilität” oder Entscheidungsgeschwindigkeit, welche diesem Entscheiden 4.0 zugesprochen wird, hakt also schon daran, dass aufgrund von hoher Mitarbeiterfluktuation, unzähligen Sourcing-Übungen, und Myriaden von Restrukturierungen genau jene Menschen fehlen, die die initialen Fragen zur Datenerhebung beantworten könnten.

Kurzum, all die Berater und Evangelisten rund ums Entscheiden 4.0 blenden nachhaltig aus, wie ein Entscheidungsprozess im Alltag aussehen wird, wenn man digitale Trägertechnologien nutzt, und wo hier die Grenzen der Technologie erreicht sind.

Zusammenfassend: Erst wenn man weiss, wie in einem derartigen Modus entschieden wird, weiss man auch, welche Erfolgsvoraussetzungen sich daraus ableiten.

Wie sieht nun ein derartiger Entscheidungsprozess aus?



Zur Erklärung: Die blau eingefärbten Elemente können digital unterstützt werden, die in schwarz gehaltenen Fragestellungen zum jeweiligen “Entscheidungsschritt” sind nur dann digital wirkungsvoll abdeckbar, wenn man davon ausgeht, dass die Entität Mensch keine weitere Rolle mehr spielt (was illusorisch ist…)

Die Beweglichkeit, Widerstandsfähigkeit und Überlebensfähigkeit eines Unternehmens ruhen aber je länger je mehr auf der Fähigkeit, ziel- und situationsgerecht, all jene Informationen, die für einen Entscheid relevant sind, dort hin zu transportieren, an denen situations- und risikogerecht, schnell und zielgerichtet, auf Basis nachweisbarer Fakten, ruhend auf nachvollziehbaren Fragen, entschieden werden kann.

Kernerkenntnis: Wer sich vor dem Einsatz von Datadriven-Management-Ansätzen nicht darum kümmert, wie und wie schnell er die entsprechenden Entscheidungsebenen dazu befähigt, faktenbasiert entscheiden zu können, verliert in einem Umfeld stetig steigenden Wettbewerbs ständig.

Dies, weil er sich noch mehr belastet, noch mehr verlangsamt und damit den Anteil an “Unentschiedenem, falsch Entschiedenem oder am falschen Ort Entschiedenenem” fortlaufend steigert, während der Anteil der zielführenden, am korrekten Ort erfolgten und situationsgerechten Entscheide ständig sinkt…

Was bedeutet das nun für den Digitalisierungs-Guru und Datadriven-Management-Apostel. Es geht zuerst einmal darum, zu erkennen, in welchen Situationen von wem was entschieden werden kann und soll. Danach, darum, wo, welche Fragen, Antworten und Kontextdaten erhoben, gesucht und ausgewertet werden sollen und… wie diese Informationen dann innerhalb des Unternehmens verteilt werden sollen.

Last but not least, braucht es aber, um das alles zum Funktionieren zu bringen, auch noch Menschen, die selbständig in der Lage sind

  • Muster zu erkennen

  • Fragen zustellen

  • Die Grenzen von Technologie und Information zu erkennen

  • anderen zu vertrauen

  • und zu wissen, dass Technologie dazu da ist, Entscheider zu entlasten

  • und Information dazu da ist, zu fliessen

Zwischen Mensch und System und nicht so, dass das System die Menschen noch mehr ausbremst als früher…

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