Pathfinder CIO - Warum erfolgreiche Mittelständler auf einen CDO verzichten
Manchmal denke ich oft, ich bin im falschen Film. Da wird über Chief Digital Officers geblogt, geschrieben und an Konferenzen philosophiert. In vielen Fällen sogar die Machtteilung zwischen CDO und CIO moniert….
Aber unter dem Strich leisten sich in Deutschland, der Schweiz und Österreich vor allem börsennotierte und hochgradig gut kapitalisierte Unternehmen, bisweilen auch gut dotierte Behörden eine derartige Konstellation. Der Rest der Welt scheint ganz gut ohne CDO auszukommen…
Ich stimme hier nicht ein in das “ja aber auch dort wird das kommen…”. Im Gegenteil, ich behaupte hier klar: Selbst zwei Jahre Digitalisierungs- und Automatisierungsdruck aufgrund viralen Impacts, haben nichts daran geändert. Die Unternehmen kommen ganz gut ohne einen eigenen CDO vorwärts:
Im Gegenteil, manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass hier etwas herbeigeredet wird, was vor allem im Mittelstand (gross bis mittelgross) schlichtweg nicht stimmen kann:
CIOs hätten nicht den Fokus für die schnellen Veränderungen draussen am Markt
CIOs hätten nicht mehr Zeit und Wissen zu neuen Technologien (Blockchain, Big Data, Cloud, IoT etc.)
CIOs wüssten nicht in Geschäftsmodellen zu denken
CIOs sind wichtige “Enabler” in der Organisation, aber eben keine Strategen…
Warum soll eine Führungskraft, welche schon seit Jahren in der Lage ist interne Kunden und deren strategische Absichten zu bedienen,
nicht in der Lage sein, selbst in obigen Kategorien zu denken?
Ich stelle die Frage einmal anders herum: Welches Wissen tragen CIOs in vielen Fällen mit sich herum, dumm nur, das nie danach gefragt werden?
Er weiss als Schnittstelle zwischen Unternehmensfront und Abwicklung ziemlich genau, welche Fähigkeiten an der Front derzeit gefordert werden, ergo wird er wohl auch Antworten finden, wie man diese Fähigkeiten bedienen kann
Warum: Weil er das auch schon vorher gemacht hat. Nur dass sehr oft der Innenblick in Richtung Effizienz stärker gewichtet war, als die “digitale Anbindung” an die Aussenwelt. Verknüpft, gebaut, angebunden, unterstützt und bereitgestellt wurde auch damals schon
Er ist durchaus in der Lage zu spezifischen Technologiethemen und Organisationsmodellen Input zu liefern.
Wie sonst hätte er sonst geschafft den internen Dienstleistungsbetrieb zu führen, zu entwickeln und voranzutreiben?
Einem CIO allerdings abzusprechen, er hätte keine Skills im Strategie- und Innovationsbereich aufgebaut, empfinde ich fast schon als dreist.
Wie sonst wären sonst erfolgreiche CIOs in der Lage ihren “internen” Kunden in Strategieklausuren und erweiterten GL-Sitzungen zu folgen und die dort erläuterten Inhalte und Wünsche umzusetzen
Vielleicht sollte man sich die Frage einmal anders rum stellen. Warum gibt es Unternehmen, welche es bis heute nicht geschafft haben, einen CIO in die GL oder in die erweiterte GL zu holen?
Versuchen wir nun hier, die Problematik einmal anders aufzusetzen:
Welchen Werkzeugs- und Methodensatz sollte ein Subject Matter Expert (im Mittelstand wird’s wohl der CIO sein) zur Verfügung haben, wenn es die digitale Anbindung von an der Unternehmensfront ablaufenden Leistungen an die bereits bestehenden internen Abläufe fokussiert und zweckgerecht vorantreiben soll:
Es sollte über ein “Lagebild” verfügen, welches darstellt, welche Unternehmensfähigkeiten wie digital bebaut, bzw. angeschlossen und verknüpft sind
Es sollte bekannt sein, wo, wann und warum für den “Kunden” des Unternehmens eine digitale Anbindung als “kauf- und beziehungsentscheidend” eingefordert wird. Denn genau dort wird es notwendig sein, Anschluss-Stellen zu bauen, bereitzustellen und Transformationsvorhaben zu starten
Auf diesem Lagebild sollte erkennbar sein, wo eine digitale Anbindung für das Unternehmen wettbewerbsrelevant ist, wo man steht, wohin die Reise geht und mit welcher Technologie oder Methode das Ziel am besten erreicht werden kann
Methodisch gesehen wäre eine Fachkraft, welche die digitale Anbindung und Neuausrichtung eines Unternehmens stemmen wird, damit am besten bedient, wenn er sich gedanklich mit dem auseinandersetzt, was man das Entwickeln von spezifischen Unternehmensfähigkeiten oder “Capability Management” nennen könnte.
Kommen wir nun zum entscheidenden Punkt, der in einigen Punkten erklärt, warum es Mittelstandsunternehmen gibt, die durchaus als “Digital Champion” gelten könnten, die aber sich nie einen CDO geleistet haben, sondern bei Ihrem CIO geblieben sind:
Sie haben Ihrem CIO vertraut, einzig, dass dieser neu auf Basis des Lagebilds und der Bebauungsplanung nun gemeinsam mit den betriebswirtschaftlich getriebenen Führungskräften nach neuen “Anschlusslösungen” sucht.
Sie wissen, das man Technologiewissen, vor allem jenes um die Auswirkung derselben in der Organisation selbst, recherchieren, aufbauen und auch abrufen kann, ohne sofort dafür eine Planstelle zu schaffen. Im befremdlichsten Fall kann man hier sogar auf das dokumentierte Wissen etablierter Strategieberatungs- und Research-Unternehmen zurückgreifen (CDOs der ersten Generation haben genau das getan….)
Was aber das wichtigste war. Jene CIOs welche in der Lage waren auf Basis einer “nicht technischen Besprechungsgrundlage (i. e. Lagebild, Capability Map, Bebauungsplan etc.) mit ihren Ansprechpartnern im Business zu interagieren, waren exakt bei diesen “hidden digital Champions” erfolgreich
Andernorts hat man sich in Übungen versucht, welche hier nachzulesen sind
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